Die Geburt belastet Deinen Körper phasenweise auf unterschiedliche Art. Dass Du schon nach der dritten Phase Dein Baby in den Armen halten kannst, erleichtert den letzten Schritt ganz ungemein.

Jede Frau, die ein Baby bekommt und sich für eine natürliche Geburt entscheidet, wird mit den vier Phasen der Geburt konfrontiert werden. Unterschiede finden sich jedoch von Frau zu Frau. Besonders die Dauer der einzelnen Phasen kann sich deutlich unterscheiden, weswegen Du keinen festen Zeitrahmen für die Geburt planen solltest. Zwischen einer extrem kurzen und schnellen Geburt und einer langen und anstrengenden Geburt liegen oft viele Stunden.

Die Phasen der Geburt

Die Geburt wird in Fachkreisen nicht als kompletter Vorgang betrachtet, sondern in Phasen unterteilt. Insgesamt vier verschiedene Stufen durchläuft Dein Körper, bis Dein Baby auf der Welt ist und auch die Nachgeburt vollzogen ist. Es lohnt sich, schon vor der Geburt ein wenig mehr über diese Phasen zu erfahren. Das zusätzliche Wissen gibt Dir Sicherheit und lässt Dich der Geburt entspannt entgegen blicken.

Die Besonderheiten der Eröffnungsphase und der Übergangsphase sind durch eine kontinuierliche Steigerung gekennzeichnet. Mit der ersten Wehe beginnend bis das Baby sich auf den Weg macht dauern diese beiden Phasen an.

Die Austreibungsphase ist die „heiße Phase“ der Entbindung. Nun kommt Dein Kind endlich zur Welt. Die Plazenta, die es während der gesamten Schwangerschaft gut versorgt hat, folgt in der Nachgeburtsphase.

Nur Du kennst Deinen Körper und kannst Die Phasen und ihre Übergänge gut erkennen. Lies Dir vor der Geburt ruhig etwas Wissen an, um sicher und gelassen durch die Geburt gelangen zu können.


Die Eröffnungsphase – Es geht los

Frau veratmet Wehen - Der Partner unterstützt
© Tyler Olson – Shutterstock.com

Ein leichtes Ziehen im Rücken, ein seltsames Gefühl im Unterbauch und aufkommende Nervosität können ein Zeichen für den Beginn der Eröffnungsphase sein. Zu diesem Zeitpunkt befindest Du Dich in der Regel noch Zuhause und kannst den Beginn der Wehentätigkeit beobachten. Viele Frauen nehmen bei den ersten Anzeichen ein warmes Bad, um die Wehen voranzutreiben. Entscheidend hierfür ist jedoch die Stärke der Wehen und Dein eigenes Körpergefühl. Sind bereits die ersten Wehen sehr schmerzhaft, solltest Du den direkten Weg ins Krankenhaus nicht scheuen. Die dortigen Hebammen werden sich sicherlich um Dich kümmern. Der Abstand der Wehen wird zunächst recht lang sein, verkürzt sich mit der Zeit jedoch. Spätestens wenn die Wehen der Eröffnungsphase alle zehn Minuten wiederholen, solltest Du Dich auf den Weg ins Krankenhaus machen.

Was in Deinem Körper geschieht

Rein biologisch betrachtet, verkürzt sich während der Eröffnungsphase Dein Gebärmutterhals. Bisher war er fest verschlossen, um das Baby sicher in Deinem Bauch halten zu können. Nach erfolgter Verkürzung beginnt Dein Muttermund, sich zu öffnen. Die gesamte Eröffnungsphase dauert so lange, bis der Muttermund vollständig geöffnet ist. Dies ist in der Regel bei einem Wert von knapp zehn Zentimetern der Fall. Der Weg für das Baby ist nun endlich frei und die nächste Phase kann beginnen.

Du kannst Dir während der Eröffnungsphase eine PDA geben lassen. Der Anästhesist wird diesen Eingriff persönlich vornehmen. Viele Frauen verlassen sich oft zum Ende dieser Phase hin auf dieses Schmerzmittel, um die folgenden Phasen leichter überstehen zu können.

Die Dauer der Eröffnungsphase

Die Eröffnungsphase ist der längste Abschnitt der Geburt. Bis sich der Muttermund vollständig geöffnet hat, vergehen nicht selten mehr als zwölf Stunden. Erwartest Du Dein erstes Baby, solltest Du Dich auf eine längere Eröffnungsphase einstellen. Beim zweiten oder auch dritten Kind verkürzt sich der Ablauf der Geburt für gewöhnlich.

Was Du tun kannst

Die Eröffnungsphase ist spannend, kann allerdings lange dauern. Betrachte jede Wehe als kleine Station auf dem Weg zum Ziel. Auch wenn die Schmerzen dich beeinträchtigen, nimm sie als positives Zeichen für die baldige Geburt Deines Babys an. Durch gezieltes Atmen und eine aufrechte Körperhaltung kannst Du den Schmerz der Wehen gut durchstehen. Begleitet Dich Dein Partner während der Geburt, so kann er Dich durch Massagen und gutes Zureden während dieser Phase der Entbindung unterstützen. Vergiss während dieser Phase nicht, ausreichend Nahrung und Flüssigkeit zu Dir zu nehmen. Die Energie wirst Du für die anstrengenden Phasen der Geburt benötigen.

Die Übergangsphase – Jetzt wird es anstrengend

Entbindung im Bett
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Mit dem Ende der Eröffnungsphase beginn die Übergangsphase. Was sich harmlos anhört, ist oft begleitet von heftigen Wehen. Die Wehen der Übergangsphase sind mit denen der Eröffnungsphase nicht mehr zu vergleichen. Sie sind sowohl schmerzhafter als auch deutlich unregelmäßiger. Möglicherweise fühlst Du schon während der Übergangsphase einen Druck nach unten. Hier solltest Du nicht mit dem Pressen beginnen, selbst wenn der Drang groß ist. Es ist besonders wichtig, dass Du während der Übergangsphase nicht alleine bist. Eine vertraute Person oder auch Deine Hebamme können Dich während dieser Phase sicher begleiten und unterstützen.

Was in Deinem Körper geschieht

Die Öffnung des Muttermundes ist nun komplett erfolgt. Während der Übergangsphase sorgt Dein Körper dafür, dass Dein Baby tiefer in das Becken eindringt. Hierfür braucht Dein Körper viel Kraft, weswegen Du die Wehen und den Schmerz als besonders heftig empfinden kannst. Emotional wirst Du während der Übergangsphase von schwankenden Stimmungen begleitet sein. Wut und Verzweiflung sind im Kreißsaal nicht selten anzutreffen. Zum Ende der Übergangsphase wird der Kopf Deines Babys tief in das Becken gerutscht sein und die nächste Phase beginnt.

Mit einer PDA können die Schmerzen der Übergangsphase in moderater Stärke gehalten werden. Du solltest Dich jedoch schon vor der Geburt über die Möglichkeit der Periduralanästhesie bei der Entbindung informieren und einen Anästhesisten sprechen.

Die Dauer der Übergangsphase

Die Übergangsphase dauert in der Regel nicht besonders lange. Für viele Frauen ist der Spuk der heftigen Wehen schon bald wieder vorüber und das aktive Arbeiten an der Geburt kann wieder aufgenommen werden. Du wirst merken, dass Du am Ende dieser Phase neuen Mut schöpfst und die Austreibungsphase gezielt in Angriff nimmst.

Was Du tun kannst

Während der Übergangsphase ist guter Rat teuer. Lasse Deinen Gefühlen freien Lauf und versuche, den aufkommenden Druck abzubauen. Verlasse Dich auf die Hilfe der Menschen um Dich herum, aber gib auch Anweisungen. Brauchst Du Deinen Partner dicht bei Dir, äußere diesen Wunsch klar. Viele Frauen möchten sich während der Übergangsphase jedoch nicht anfassen lassen. Besonders wichtig ist während dieser Phase die Annahme Deiner Emotionen als normal und richtig. Versuche, auf Deinen Körper zu vertrauen, atme ruhig und bedacht und bald schon ist diese kurze Phase überstanden.

Die Austreibungsphase – Gleich ist es geschafft!

Blick auf die Geburt im kreißsaal
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Die letzte Phase vor der Ankunft Deines Babys hat begonnen. Während der Austreibungsphase ist die Anwesenheit einer Hebamme oder eines Arztes besonders wichtig. Die Anweisungen, die Dir gegeben werden, solltest Du beherzigen und entsprechend agieren. Beherrschung und eine aktive Arbeit an der Geburt Deines Kindes sind in dieser Phase das A und O. Es geht nun um Kooperation mit den Menschen um Dich herum und darum, Dein Baby sicher und unbeschadet zur Welt zu bringen. Die Unversehrtheit Deines eigenen Körpers steht während der Austreibungsphase ebenfalls im Fokus. Immerhin ist nun eine besondere Belastung für Dein Becken und das Gewebe in deinem Intimbereich zu erwarten.

Was in Deinem Körper geschieht

Mit der Ankunft Deines Babys tief am Beckenboden beginnt die Austreibungsphase. Die anstrengende Übergangsphase ist geschafft, nun geht es an das sanfte Schieben. Das gesamte Gewebe Deines Beckenbodens wird gedehnt, während sich der Kopf Deines Babys hindurchschiebt. Du musst Dir jedoch keine Sorgen über mögliche Schmerzen machen, denn während dieser Phase wirst Du vor lauter Arbeit kaum etwas spüren. Nachdem der Kopf deines Babys das Becken passiert hat und ins Freie gelangt, folgen die Schultern. Da dieser Bereich des kleinen Körpers recht groß ist, wird das Dammgewebe erneut sehr beansprucht.

Bei einer Wassergeburt ist eine PDA ausgeschlossen. Hast Du Dich für eine andere Entbindungsmethode mit PDA entschieden, wird diese während der Austreibungsphase nicht mehr so stark wirken. Dies ist nicht etwa Schikane, sondern notwendig. Ohne PDA kannst Du die Wehen besser spüren und die Mitarbeit beim Gebären fällt Dir leichter.

Die Dauer der Austreibungsphase

Die Austreibungsphase dauert nicht lange. Dein Körper ist nun voll und ganz auf die Geburt eingestellt und wird das Baby sanft austreiben. Oft dauert diese Phase weniger als eine halbe Stunde.

Was Du tun kannst

Befolge die Anweisungen Deiner Hebamme während der Austreibungsphase sehr genau. Auch wenn Du den Drang verspürst, fest zu pressen, solltest Du diesem nicht nachgeben. Deine Hebamme wird Dich zu sanftem Schieben ermutigen. Dies ist vor allem für Deinen Körper schonend, denn das Gewebe hat so Zeit, sich sanft zu dehnen. Die Gefahr eines Dammrisses wird so verringert. Auch ein Dammschnitt ist möglicherweise nicht notwendig, wenn Du sanft und bestimmt presst. Die Unterstützung Deines Partners während der Austreibungsphase kann bedeutend sein. Er wird Dich beruhigen und unterstützen können, bis das Baby auf der Welt ist.

Mit der Geburt Deines Babys sind die Anstrengungen der vergangenen Stunden schon nach wenigen Augenblicken vergessen und auch die folgende Nachgeburtsphase ist fast nebensächlich.

Die Nachgeburtsphase – Endspurt für Dich

Hebamme zeigt die vollständige, geborene Plazenta
© nata-lunata – shutterstock.com

Während der Nachgeburtsphase hältst Du Dein Kind bereits in den Armen. Vermutlich wirst Du viel zu gebannt von den kleinen Händchen und dem hübschen Gesicht sein, um die Nachgeburtsphase aktiv zu erleben. Die vierte Phase der Geburt wird daher oft von der Hebamme im Alleingang bewältigt, während Dein Baby und Du sich bereits von den Strapazen erholen können.

Was in Deinem Körper geschieht

Deine Gebärmutter zieht sich nach der Geburt fest zusammen. Immerhin gilt es, auch die Plazenta abzustoßen. Auch die Reste der Fruchtblase, in der Dein Baby während der Schwangerschaft sicher geborgen war, verlassen Deinen Körper während der Nachgeburtsphase. Es kann sein, dass Dir ein Wehenmittel gepritzt wird, um die Ablösung der Nachgeburt zu beschleunigen. Durch einen gekonnten Zug an der Nabelschnur löst sich die Plazenta dann und rutscht tief durch das Becken. Die Hebamme wird die Nachgeburt auf Vollständigkeit überprüfen und mögliche Verletzungen an Deinem Körper versorgen.

Die Dauer der Nachgeburtsphase

Im Vergleich zur gesamten Geburt vergeht die Nachgeburtsphase wie im Fluge. Schon nach wenigen Minuten werden Plazenta und Eihäute abgestoßen sein, ohne dass Du hiervon viel Notiz nehmen wirst.

Was Du tun kannst

Du kannst am Schluss der Nachgeburtsphase, wenn die Plazenta Deine Scheide passiert, sanft pressen. So erleichterst Du den Abgang der Nachgeburt. Sonst hast Du während dieser Phase keinerlei Aufgaben zu erledigen und kannst dich voll und ganz auf Dein Baby konzentrieren.

Das Spenden oder Einlagern von Nabelschnurblut ist während der Nachgeburtsphase möglich. Teile Deinen Wunsch Deiner Hebamme mit, sodass sie entsprechend handeln kann.

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